Alles gute Vorschläge

Wohl dem, der seine Koalitionsfarben in schicken Landesfahnen wiederfindet: Für die neue Bonner Koalition aus Grünen, SPD, LINKEN und Volt existieren dafür andere Alternativen für die Namensfindung. Der General-Anzeiger schreibt neutral von der „Koalition aus Grünen, SPD, Linke und Volt“, CDU und Bürgerbund sprechen gerne vom „grünen Linksbündnis“ – wir gehen in diesem Artikel kurz auf die sonstigen aussichtsreichsten Kandidaten ein:

Der General-Anzeiger schreibt neutral von der „Koalition aus Grünen, SPD, Linke und Volt“, CDU und Bürgerbund sprechen gerne vom „grünen Linksbündnis“ – viele Monate nach Unterzeichnung des Koalitionsvertrags hat sich noch kein richtig griffiger Name für die neue Bonner Koalition etabliert, obwohl es an Vorschlägen nicht mangelt. Wir gehen kurz auf die aussichtsreichsten Kandidaten ein:

„Ratatouille-Koalition“

Pro: Löst das Problem, die vier Parteifarben unter einen Hut zu bringen, mit den klassischen Zutaten Zucchini (grün), Tomate & Paprika (2x rot für SPD und Linke) und Aubergine (Lila als Volt-Farbe), liegt als veganes Gericht voll im Trend der Generation Z und ist zudem durch den Pixar-Film mit der kochenden Ratte im kulturellen Gedächtnis positiv besetzt.

Contra: Wir befürchten Auseinandersetzungen zwischen der SPD und uns, wer in der Farbenlehre die Paprika (=cool) und wer die Tomate (=lame) darstellen soll.

„Traubenkoalition“

Pro: Nutzt die farbliche Diversity der Weintraube, die es in grün, lila und rot gibt. Praktisch: Für zukünftige Partnerwechsel existieren auch gelbe und schwarze Sorten.

Contra: Der Vorschlag wird vor allem von Volt favorisiert, was nicht überrascht, da deren Farbton noch am ehesten von Weintrauben getroffen wird, während die grünen und roten Sorten im Vergleich zu den jeweiligen Parteifarben relativ blass daherkommen. Müssen wir daher aus Gründen der Corporate Identity ablehnen.

„Liturgische Koalition“

Pro: Wie jeder weiß, sind sowohl in der katholischen wie der evangelischen Kirche rot, grün und violett (neben schwarz und weiß) die maßgeblichen liturgischen Farben mit den ihnen eigenen komplexen Bedeutungen und Bezügen zum Kirchenjahr.

Contra: Fällt aus, denn seit der als heimtückische Attacke empfundenen Nicht-Rücknahme von Sparbeschlüssen der Jamaika-Koalition zur Finanzierung der konfessionellen Familienbildungsstätten im Zuge der Haushaltsaufstellung sind die Kirchen nicht mehr gut auf uns zu sprechen.

„Teletubby-Koalition“

Pro: Beziehungsweise „Tinky-Winky-Dipsy-Po-Po-Koalition“ (= ohne den gelben FDP-Teletubby Laa-Laa, dafür 2x der rote Po). Der Vorschlag erfreut sich in der Kernwählergruppe der Unter-Dreijährigen großer Beliebtheit.

Contra: „Teletubby-Koalition“

„Beethoven-Koalition“

Pro: Wie nicht nur die Bezieher von Beethoven-Strom und Beethoven-Gas der Stadtwerke wissen, kann man in Bonn grundsätzlich alles nach Beethoven benennen, egal, ob es inhaltlich Sinn macht oder nicht.

Contra: Das progressive US-amerikanische Onlineportal Vox.com stellte pünktlich zum Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 die Frage, ob dessen Musik nicht für einige Frauen, Queers und People of Color vor allem eine Erinnerung an jahrelange Exklusion und Elitarismus der Klassischen Musik darstellt. Besser nicht riskieren, zusammen mit dem Komponisten als Koalition gecancelt zu werden?

„Känguru-Koalition“

Pro: Ursprünglich als CDU-Kalauer über die Haushaltspläne der Koalition entstanden („Leerer Beutel – große Sprünge“), knüpft mit dem australischen Bezug an die CDU/Grüne/FDP-Koalition der letzten Ratsperiode an, die intern nur als „KOALA“ firmierte. Das Känguru ist seit Marc-Uwe Klings Känguru-Chroniken eine Art kommunistisches Wappentier und in der Variante „Quokka“ auf Facebook beliebter als Katzenvideos.

Contra: Nicht viel eigentlich, außer dass die Social-Media-N00bs von der Bonner CDU als erste draufgekommen sind.


Die Liste wird fortgesetzt. Weitere Vorschläge nehmen die Geschäftsstellen der Fraktionen gerne entgegen.