Bonner Ratskoalition fordert flächenschonende Lösung für Nordbrücke

Die Ratsfraktionen von Bündnis 90/Die Grünen, SPD, Die Linke und Volt haben einen gemeinsamen Änderungsantrag zur geplanten Sanierung und dem Ersatzneubau der Friedrich-Ebert-Brücke (Nordbrücke, A565) eingebracht. Die Koalition spricht sich gegen die aktuell vorgesehene massive Verbreiterung der Brücke aus, die gravierende Folgen für Anwohnende und die städtebauliche Struktur Bonns hätte. Deshalb sollen optionale Möglichkeiten geprüft werden.

Der bisherige Planungsstand sieht eine Verbreiterung der Brücke mit entsprechenden Konsequenzen vor: Mehr Lärm, mehr Verkehr, mehr Flächenverbrauch und der Verlust von bis zu 140 Wohnungen. Die Koalition hält einen solchen Eingriff für nicht vertretbar und fordert die Anerkennung der A565 als Stadtautobahn, auch im Brückenbereich. Damit verbunden ist die Forderung nach einem reduzierten Regelquerschnitt sowie die ernsthafte Prüfung konstruktiver Alternativen wie einer Doppelstockkonstruktion oder einer Reduzierung auf vier Fahrspuren mit zeitweiser Seitenstreifenfreigabe.

Die Ratskoalition betont in diesem Zusammenhang die Bedeutung von Transparenz. Die Autobahn GmbH soll den aktuellen Planungsstand umfassend dem Rat vorstellen, insbesondere hinsichtlich der Frage, ob Doppelstocklösungen bereits geprüft wurden. Stadtverträglichkeit, Flächenschonung, Lärm- und Klimaschutz sowie die Förderung moderner, multimodaler Mobilität müssen bei allen Überlegungen im Mittelpunkt stehen, so wie es auch beim Projekt „Tausendfüßler“ bei den Forderungen seitens der Stadt Maßstab war.

Sollte die Autobahn GmbH keine neuen Planungen mit geringerer Eingriffsintensität vorlegen, will die Koalition die städtischen Handlungsspielräume mit dem Ziel einer flächensparenden Lösung erneut im Rat beraten.

Bündnis 90/Die Grünen: „Wir setzen uns für eine nachhaltige und zukunftsfähige Lösung ein. Die aktuelle Planung ist mit dem Klimaschutz unvereinbar und spiegelt eine Stadtentwicklung der Vergangenheit wider. Wir fordern, dass die A565 im Stadtbereich als Stadtautobahn geplant wird. Das bedeutet weniger Flächenverbrauch, weniger Hitzeentwicklung, weniger Lärm und mehr Rücksicht auf die Menschen vor Ort.“

SPD: „Die bisher vorgesehenen Eingriffe in bestehende Wohnquartiere sind aus sozialer Sicht nicht tragbar. Menschen sollen nicht ihr Zuhause verlieren, damit eine Autobahn verbreitert werden kann. Zugleich erkennen wir die angespannte Verkehrslage an und erarbeiten mit dem Rhein-Sieg-Kreis einen tragfähigen Kompromiss, der Verkehrsfluss und städtebauliche Interessen vereint. Deswegen plädieren wir für die doppelstöckige Variante.“

DIE LINKE: „Den vorgesehenen Nordbrückenausbau lehnen wir eindeutig ab, da die Verbreiterung eine faktische Förderung des Autoverkehrs bedeutet, die auf Kosten von Wohnungen vor allem für einkommensschwächere Menschen erfolgen würde und zugleich auch klimapolitisch völlig aus der Zeit gefallen ist. Der als Kompromiss entstandene Änderungsantrag der Koalition formuliert nun Einwendungen, die zumindest auf eine deutliche Verringerung des Flächenbedarfs der Autobahn abzielen.“ 

Volt: „Die Zukunft der Mobilität liegt nicht im massiven Ausbau alter Konzepte, sondern in intelligenten, stadtverträglichen Lösungen. Hier müssen bei Planungen stets ÖPNV sowie Fuß- und Radverkehr mitgedacht werden. Die Nordbrücke darf nicht zur Trennlinie werden, sondern muss Teil einer zukunftsorientierten Stadtentwicklung sein. Wir fordern kreative Ansätze statt breiter, lauter und flächenfressender Umsetzungen."

Foto: Jan Arne Petersen, CC BY-SA 2.5, via Wikimedia Commons