Kein Kriegsschiff in unserem Stadthaus

Jürgen Repschläger

Linksfraktion unterstützt den Protest der neu gegründeten Initiative ?Bonner quer gegen Militär?.

Zur feierlichen Übergabe eines Modells des Kriegsschiffes Einsatzgruppenversorger ?Bonn? an Oberbürgermeister Nimptsch am Freitag im Bonner Stadthaus erklärt der Stadtverordnete der Linksfraktion Bonn Jürgen Repschläger:

Zu Reichswehrzeiten hießen die Kriegsschiffe der Deutschen Marine ?Scharnhorst?, ?Moltke?, ?Tirpitz?, ?Bismarck? oder ?Graf Spee?. Mit der Benennung nach großen deutschen Kriegshelden sollte der Weltmachtsanspruch des Deutschen Reiches unterstrichen werden. Schließlich hatte der deutsche Imperialismus ja noch so einiges vor. Bei den Kriegschiffen der Bundesmarine wurde dann auf militaristische Namensgebungen verzichtet. Sie heißen heute Bremen, Bremerhaven oder Hamburg. Einsatzgruppenversorger sollen mit ihren Namen den demokratischen Charakter der Seestreitkräfte dokumentieren, sie wurden nach den Sitzen deutscher Parlamente benannt: Berlin, Frankfurt am Main und demnächst auch Weimar.

Da dürfe Bonn nicht fehlen, meinten der frühere Bundestagsabgeordnete der CDU Stephan Eisel und die frühere Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann. Und so machten sie sich beim damaligen Verteidigungsminister Jung für eine Namenspartnerschaft Bonns stark. Jetzt nennt sich Bonn neben den erfreulichen Bezeichnungen Bundesstadt, UN-Stadt und Beethovenstadt also auch noch Marinestadt.

?Namen hin, Namen her, Kriegsschiff bleibt Kriegsschiff?, erklärt dazu Jürgen Repschläger, Stadtverordneter der Linksfraktion.

Die Mär von der Bundeswehr als Verteidigungsarmee ist ja bereits seit dem Jugoslawienkrieg obsolet, deutsche Kriegsschiffe auf allen Weltmeeren zementieren diesen Paradigmenwechsel noch weiter.

?Es ist vollkommen unerklärlich, wie die deutschen Küsten vor dem Horn von Afrika verteidigt werden sollen und vor welchem Gegner ist auch noch die Frage?, so Repschläger weiter.

?Wenn Bonn also gerne auf den Meeren vertreten sein möchte, dann hätte die Patenschaft für ein Greenpeaceschiff, eine zweite Cap Anamur oder für ein Forschungsschiff zur Rettung der Meere der UN-Stadt viel besser zu Gesicht gestanden.?, betont Repschläger. ?Dass es ein Kriegsschiff ist, ist ein Skandal.? Stadtrat und Bevölkerung wurden vorsichtigerweise gar nicht gefragt.

Damit nicht genug. Mit der Ausstellung eines Modells des Kriegsschiffes ?Bonn? im Foyer des Bonner Stadthauses, sieht Repschläger einen weiteren Schritt zur Etablierung des militärischen Gedankens im Bewusstsein der Bevölkerung. Dies steht in einer Reihe mit dem Werben der Bundeswehr an Schulen und den immer häufiger stattfindenden Auftritten der Bundeswehr bei Stadtfesten oder Messen, wo Jugendliche mit ?Ballerspielen? für den Kriegsdienst begeistert werden sollen.

Gegen diese Entwicklung hat sich nun in Bonn eine neue Initiative gegründet: ?Bonner quer gegen Militär? Sie wird am Freitag gegen die Ausstellung des Kriegsschiffes im Bonner Stadthaus protestieren. Dieser Protest wird von der Linksfraktion unterstützt.